Historische Wurzeln im Mittelalter
Die Kunst des spanischen Reitens, bekannt für ihre Leichtigkeit und Eleganz, hat eine reiche und vielfältige Geschichte, die tief in der spanischen Kultur verwurzelt ist. In diesem Blog nehmen wir Sie mit auf eine Reise durch die Zeit, um die Herkunft und Entwicklung dieser faszinierenden Reitkunst zu erkunden.
Die Anfänge und der Einfluss der Mauren
Das spanische Reiten hat seine Ursprünge in der Zeit des maurischen Spaniens, stark beeinflusst von den muslimischen Kulturen und Völkern, die über die Jahrhunderte hinweg auf der Iberischen Halbinsel lebten. Die maurische Besetzung Spaniens spielte allein durch die Länge der Zeit von mehr als 700 Jahren eine wesentliche Rolle. Die maurische Kultur, die Spanien über Jahrhunderte prägte, hatte einen besonders tiefgreifenden Einfluss, nicht nur auf die Entwicklung der spanischen Reitweise, sondern auch auf die Lebensweise und Traditionen. Ihre Kultur war vielseitig und wirkt bis in die heutige Zeit nach. Im Laufe der Jahrhunderte verschmolzen die Kulturen der Mauren und der Iberer zusehends, auch die mitgebrachten und für ihre Ausdauer bekannten arabischen Pferde beeinflussten sowohl die heimischen Rassen als auch das Reiten selbst. Diese Fusion führte zu einer reicheren, vielseitigeren Reitkultur.
Die Geburt der Reitkunst
Die Anfänge der spanischen Reitweise reichen also zurück ins Mittelalter, als sowohl kriegerische Auseinandersetzungen wie auch dem folgend Ritterturniere an Bedeutung gewannen. Sie entwickelte sich aus den militärischen Bedürfnissen der Ritter. Die Fähigkeit, ein Pferd geschickt und präzise zu führen, war auf dem Schlachtfeld von entscheidender Bedeutung. Es entstand ein Stil, der nicht ausschließlich auf Kraft und Geschwindigkeit setzte, sondern auch auf Eleganz und Geschicklichkeit. Diese Fähigkeiten waren entscheidend für Ritter auf dem Schlachtfeld und somit auch in den Turnieren. Die militärischen Techniken wurden im Laufe der Zeit verfeinert und bildeten die Grundlage für die Dressur, wie wir sie heute kennen. Das Reiten als Kunst war geboren.
Die Spanische Hofreitschule in Wien
Im 16. Jahrhundert übernahm der in Spanien aufgewachsene jüngere Bruder von Kaiser Karl V. und spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Ferdinand I., die Regierung der Habsburger Erblanden in Österreich. Er brachte die prachtvollen spanischen Pferde von der iberischen Halbinsel mit an den Hof nach Wien und holte ebenso spanische Bereiter dorthin. Da der Import der Pferde aus Spanien schwierig war, wurde ein eigenes Gestüt in Lipica, im heutigen Slowenien, errichtet, das fortan die Hofreitschule mit eigenen Pferden höchster Qualität versorgte, die den Zauber und die Leichtigkeit der Reitkunst perfekt zum Ausdruck bringen konnten. Die Königliche Reitschule in Wien, die ursprünglich der reiterlichen Ausbildung der kaiserlichen Familie diente, war entscheidend für die Entwicklung und Standardisierung des klassischen spanischen Reitstils, der die hohe Kunstfertigkeit und die Harmonie zwischen Reiter und Pferd betonte. Nach ihrer Gründung erreichte das spanische Reiten seinen ersten Höhepunkt.
Die Renaissance und die Hofreitschule
Die Renaissance, eine Epoche voller kultureller Blüte, hat auch die Reitkunst beeinflusst. Die Wiener Spanische Hofreitschule entwickelte sich zu einem Zentrum höfischer Reitkunst, geprägt von den Idealen der Renaissance. Hier wurde ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd gefördert, wobei Eleganz und Präzision im Vordergrund standen. Die Reitmethoden der Wiener Hofreitschule, basierend auf tiefem Respekt und Verständnis für das Pferd, sind bis heute ein Symbol für klassische Reitkultur und Ästhetik. Die Spanische Hofreitschule gilt als die traditionsreichste Reitschule der Welt und ist einzigartig in der Pflege und Fortführung der Renaissancetechniken der klassischen Reitkunst, bekannt als "Hohe Schule". Die Essenz der klassischen Reitkunst liegt darin, die natürlichen Bewegungsfähigkeiten der Pferde zu erforschen und sie durch gezieltes Training auf das höchste Niveau an Eleganz zu bringen, das sie erreichen können. In diesem Ausbildungsprozess, bei dem Mensch und Tier stets auf einer Ebene agieren, entsteht eine einzigartige Harmonie zwischen Reiter und Pferd. Diese Kunst wird dort seit über 450 Jahren praktiziert und macht die Schule heute zu einem Teil des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes.
Die Entwicklung des Pura Raza Española
Ein weiterer Schlüsselmoment in der Geschichte des spanischen Reitens war die Gründung des Stutbuches für die Pferde reiner spanischer Rasse, der "Pura Raza Española" (PRE), wie diese Pferde fortan genannt wurden. Bereits im Mittelalter züchteten die Mönche des Kartäuserklosters diese edlen Pferde. Das Kartäuserpferd "Cartujano" gilt als die wertvollste Linie der PRE. Die edlen Pferde Spaniens sind berühmt für ihre beeindruckende Erscheinung, ihre anmutigen Bewegungen und ihren spektakulären Gängen, die durch ihren majestätischen Körperbau besonders gut zum Ausdruck kommen. Sie glänzen besonders in der Hohen Schule, wo sie mit ihrem Adel und natürlichen Eleganz beeindrucken. Der PRE ist ein Symbol spanischer Kultur und Tradition, der Stolz Spaniens und gilt weiterhin als eine der prächtigsten Pferderassen der Welt. Die Zucht dieser Rasse folgt strengen Richtlinien, um die Reinheit und die hochwertigen Merkmale des Pura Raza Española zu bewahren.
Das moderne spanische Reiten
Im Laufe der Zeit hat das Reiten weitere Formen angenommen. Durch die Zunahme des allgemeinen Wohlstands in der modernen Zeit konnten sich auch nicht adelige Menschen den Luxus eines Pferdes als Freizeitpartner leisten. Zu der Hofreiterei und der Turnierreiterei gesellte sich die Showreiterei und besonders die Freizeitreiterei. Da das spanische Pferd über eine außergewöhnliche Intelligenz, ein sanftmütiges Wesen, eine bemerkenswerte Lernfähigkeit und große Menschenzugewandheit und eine besondere Schönheit verfügt, ist es auch im Freizeitbereich ein idealer Partner, nicht nur in Spanien, sondern weltweit, und inspiriert seine Reiter zu der spanischen Reitweise, die in diesem Segment sehr vielfältig, aber deutlich weniger perfekt betrieben wird.
Abschluss
Die Geschichte des spanischen Reitens ist eine faszinierende Reise durch die Zeit und die spanische Reitweise ist weit mehr als nur eine Reitmethode; sie ist ein lebendiges Kulturerbe, das Geschick, Eleganz und eine tiefe Verbindung zwischen Reiter und Pferd verkörpert. Von den mittelalterlichen Schlachtfeldern, über die königlichen Höfe bis hin zu den Freizeitställen ist und bleibt sie ein faszinierender und wichtiger Teil der Reitwelt, getragen und verwirklicht durch Pferde von unvergleichlicher Anmut und Schönheit